UFA Magazin (Aug 1926-Jan 1927)

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Ich sehe den Faust-Film Von Yvette Gumbert Niemals ist mir die Verkörperung eines Dichtergedankens mehr zum Bewußtsein gekommen, niemals habe ich die Geburt eines Kunstwerkes stärker miterlebt, als in den anderthalb Stunden, in denen ich den Faust-Film sah. Das Genie des Regisseurs hat die Atmosphäre dieser prächtigen, alten Sage so völlig neu geschaffen, daß die „Schauspieler" — wenigstens für mich — ihren Namen und ihre moderne Persönlichkeit verloren. Und ich selbst, als ich mich auf der Leinwand erscheinen sah, ich hatte seltsamerweise nicht den Eindruck, daß ich mich vor mir selbst befand, sondern ich sah nur hinreißende Bilder, sah die Komödie der Teufelei und die Tragödie der Liebe. Ich vergaß den Schauspieler Jannings, als ich ängstlich die teuflichen Tücken Mephistos verfolgte. Ich war voller Neugierde gekommen, um zu erfahren, was Camilla Horn — eine Debütantin — aus ihrer Rolle gemacht hatte. Ich sah und vergaß sie, um mich einzig und allein bewegen zu lassen von dem Liebes-Martyrium dieses jungfräulichen Gretchens. Ich war voller Neugierde gekommen, um einen Eindruck zu empfangen von dem Schauspieler Ekman als verführendem und verführerischem Faust, aber seine irdische Persönlichkeit verschwand, und nur das große Symbol „Faust" war geblieben. Gerade die wahrheitsgetreue Uebertragung dieser symbolischen Figuren verwischtdie Erinnerung an ihre menschlichen Darsteller. Und diese Symbole: Jungfräulichkeit, Begierde und das Böse, sie sind so eindringlich und erschütternd gestaltet, daß ich über sie hinausgehoben werde und mich von den künstlerischvollendeten Bildern in eine Märchenwelt tragen lasse, in der ich nun diese Städte, diese Landschaften und diese Menschen leibhaftig vor mir zu sehen wähne und mit ihnen leide. Unendliche Beglückung, einen Film als ideales Kunstwerk zu erleben — einen Film, der Millionen von Menschen Vergessen des Alltags schenken kann und sie emporhebt über sich selbstl