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HJIPLIN
von Hasse Zetterström
Wenn ich einen Film mit Chaplin sehe, so sifze ich noch am nächsten Tage da und lache vor mich hin, wenn ich daran denke. Immer, wenn ich Chaplin sehe, werde ich von demselben Taumel erfaßt wie alle andern im Zuschauerraum. Ich lache so, daß mir die Tränen herunterkullern, und ich lache offen und ehrlich, ohne mich hinterher zu genieren, wie es einem so oft geht.
Chaplins Film ist nicht nur der komischste Film der Welt, er ist auch einer der besten, der bestgemachten und bestgespielten. Er bezeichnet einen Höhepunkt, von einem Manne geschaffen, der ziemlich allein dasteht mit dem Verständnis, was ein Film eigentlich ist und wie er sein soll, einem Manne, der weiß, daß Film eine Kunst im Bilde ist und weifer nichts. Der Text im Chaplin-Film ist überflüssig, er ist nur hingesetzt aus Mangel an Vertrauen zum Publikum, das einen Fingerzeig braucht.
Chaplins Bedeutung als Freudenbringer für die Welt in dieser Zeit kann nicht hoch genug geschätzt werden. Er fing damit an, daß er auf der Nase stand, ein lustiger Clown vom Zirkus, mit Lustigkeiten aus oberflächlicher Mechanik, und er hat als Humorist geendet, der uns zu etwas Nachdenken zwingt, nachdem wir gelacht haben.
Es ist viel über Chaplin als Mensch und Typ geschrieben worden, die kleine, zerlumpte Figur, die sich selbst in eine lärmende und langweilige Welt hineingesetzt hat, und es so geschickt und gut gemacht hat, daß er in jedes Milieu hineinfließt. Seine lächerliche Figur ist nicht lächerlicher als die der anderen. Darin liegt seine Größe.
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Fast in jedem seiner Filme sind viele Möglichkeiten vorhanden, in Sentimentalität und banale Filmerei zu verfallen, aber Chaplin weicht stets dem Unglück aus. Man braucht keine Angst zu haben, daß er sich selbst untreu wird.
Chaplins Kunst gehört der ganzen Menschheit. Sie wird von allen akzeptiert, von den Frauen nicht zum wenigsten. Es geht nicht länger an, den Sinn der Frauen für Humor zu verleugnen. Es ist möglich, daß sie* Chaplin und seinen Humor auf andere Weise sehen als wir, aber das hindert nicht, daß sie verstehen, worauf es ankommt.
Die ersten Male, die ich Chaplin sah, erschreckte er mich. Es lag etwas unsäglich Trauriges über dem Typ. Jetzt ist das fort. Chaplin hat aus der Maske und der Puppe einen Menschen gemacht. Man hat von ihm gesprochen, wie von einem Melancholiker und Hypochonder. Ein einsamer Mensch. Natürlich. Das muß er sein. Ein einsamer Mensch, der mich an eine Geschichte erinnert, die der große Lombroso erzählt hat.
Lombroso, der Arzt in Mailand war, erhielt eines Tages den Besuch eines Mannes, der Rat gegen Hypochondrie suchte. Lombroso sprach mit dem Mann, analysierte seinen Fall und sagte schließlich:
„Sie sollten in den Zirkus gehen, da ist ein Clown, der Sie vielleicht in gewissem Grade dazu bringen könnte, das Leben auf eine andere Weise zu befrachten. Sie haben das Lachen nötig."
Der Mann sah Lombroso an und mit dem Anflug eines Lächelns erwiderte er:
„Das kann ich leider nicht. Ida bin selber der Clown."
Vielleicht ist Chaplin dieser Mann. Er kann sich nicht selber sehen. Darinliegtsein Unglück. Und unser Glück.