UFA Magazin (Jan-Jun 1927)

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Nicht nur für den Schauspieler ist er der Führer. Seine Phantasie teilt sich der Arbeit des Architekten mit (mit dem er jede Dekoration wohl hundertmal bespricht), seine künstlerischen Absichten beeinflussen die Technik des Kameramannes; die Kostüme werden so geschaffen, wie er es gern haben möchte, die Szenenfolge so bestimmt, wie er das will. Er ist das Zentrum der Filmarbeit. Der größte Teil der Verantwortung ruht auf seinen Schultern. — Es gibt wohl kaum zwei Filmregisseure, die ein und dieselben künstlerischen Absichten hätten. Grundverschieden sind sie in Auffassung, Arbeitsmethode, Biidung und Charakter. Und doch werden sie während der Arbeit alle einander ihnlich. Im Glashaus kennt man nämlich nur «wei Sorten von Regisseuren: Die temperamentvollen und die ruhigen. Der Prototyp des temperamentvollen Regisseurs «ind unstreitig Lubitsch und Fritz Lang. Wenn die Aufnahme losgeht, vergessen sie Gott und die Welt, sehen und hören nichts außer der Szene und ihren Schauspielern, die sie mit ihrer ganzen Suggestivkraft anstecken. Sie rufen die Stichworte zu, spielen mit, weinen, lachen, brüllen, toben, schreien, sie sind vollständig aufgelöst. Bei den Aufnahmen zu „Madame Dubarry" war es. Die Bastille sollte erstürmt werden. Lubitsch feuerte die Volksmassen (die Statisten), unter denen sich auch viele Arbeitslose befinden, in seiner temperamentvollen Weise an. Er schreit außer sich: „Vorwärts, vorwärts 1 Nieder mit den Kapitalisten! An den Galgen die Bourgeoisl Schießt 1 . . ." to daß ein Arbeitsloser bewundernd zu «einem Nachbar sagt: „Du, der Junge ist hätten . . ." So muß das gestielt werden . . Karl Grüne, einer der ruhigsten Spielleiter — der sogar ohne Megaphon inszeniert — erklärt seinen Schauspielern die Situation richtig 1 Wenn wa den Dabei sind Lubitsch and Fritz Lang vor der Aufnahme die ruhigsten Menschen. Mit Engelsgeduld probiecen sie, spielen zwandgmal die Szene vor, probieren wieder, bis endlich alles klappt. Wenn dann die Aufnahme beginnt, ist es mit Lubitschs und Längs Ruhe vorbei. Siesind ausgewechselt. Sie fiebern. Die Welt Ist vergessen, nur die Szene lebt. Was Temperament anbelangt, bleiben auch Joe May und Dupont nicht hinter Lubitsch und Lang zurück. May ist der Fanatiker seines Berufes. Er ist angefüllt mit Spannung und Erregung. Wenn die Aufnahme nicht ganz so wird, wie er es sich vor Verflucht! Es ilafifit noch immer nickt/ Eine charakteristische Geste von Fritz Lang, dem Schöpfer der berühmten Filme ,,Der müde Tod", ..Dr. T^Iabuse" , ..Nibelungen" und „Metropolis" gestellt hat, ist er unglücklich. Die Sprache verläßt ihn, er fängt an zu stottern, setzt sich in eine Ecke und wirkliche Träner kommen aus seinen Augen. — Falls der Aulnahmeapparat bei einer Trickaufnahme nicht vom Fleck gerückt werden darf, schlägt May sein Nachtlager im Atelier auf und bewacht den Apparat damit nur ja nichf> geschehen kann. Den Gegensatz zu diesen Vollblutmen sehen mit ihrem überschäumenden Tempe rament bilden die äußerlich ruhigen und stillen Regisseure wie Grüne, Murnau, Frö lieh. Mit philosophi scher Ueberlegenhel» treten sie in das Atelier. Kein Schrei, kein lautes Wort komm' aus ihrem Munde. Sie sind schweigsam und undurchsichtig. Das Bild der Szene ist in ihrem Kopf bis in> kleinste Detail aufgebaut. Klar sehen sie die Linien ihres Films vor sich. So können