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Ist das schon mehr, als wenn wir jahrelang schreiben danach." Aber auch kleinere Sorgen gibt es: „Als die Gefeiertste unter den Großen der Filmkunst möchte Ich mit der Bitte an Sie herantreten, ob Sie gewillt sind, bei einem lieben herzigen Menschenkind die Patenstelle zu Obernehmen?"
An Conrad V e i d t schreibt ein unbekannter Verehrer gar aus dem Gefängnis: „Lieber Konrad! Sende sofort 500 Mark an meine Familie. Ich komme in zwei Monaten raus, dann bringe ich Dir ein knorke Filmmanuskript, was ich hier geschrieben habe. Davon kannst Du die Summe abziehen. Dein treuer Freund X. Y."
Aus einem anderen Teil der Briefe spricht die Sehnsucht nach dem Film. Alle die Bettys, Elviras, Lottes, Marys, aber auch die Ottos, Pauls, Brunos drängen zum Film, und ihr Ideal soll ihnen nun ein Engagement verschaffen.
Alles, alles, jung und alt, drängt sich zum Film. Ein Brief aus der Fülle: „Bitte, bitte mein 2 jähriges Kind zum Film zu bringen. Sie ist sehr theatralisch veranlagt, da sie viel juxt und minjt. Ich will, daß aus dem Geschöpf was wird. Oder wenn das nicht möglich ist, dasselbe in Ihrem großen Bekanntenkreis in gutsituierte Hände unterzubringen. Meine Verhältnisse liegen sehr bitter, indem der Vater des Kindes ein Unmensch ist, nicht dafür sorgt und verkommen läßt, insofern mir das Kind sehr erschwert ist."
Nun zu den vielen, vielen blauen, rosa und gelben Briefbogen, angefüllt mit Lie
besworten, Sehnsuchtsbitten. Das Papier glüht förmlich unter dem heißen Liebesgeflüster. Ein russischer Student sendet an Ossi Oswalda folgenden Erguß: „Du! Pracht meiner Träume. Weißt Du, was Dein Scheinbild in mir angerichtet hat? Komme sofort zu mir! Ich befehle Dir! Ich will Dich einmal ein bißchen lieb haben!" Ein anderer, nicht ganz so stürmischer Verehrer: „Liebe gute Ossi, bitte schreiben Sie mir sofort, wenn Sie im Kientopp erscheinen, denn ich will meinem Freund, welcher aus Litauen hier ist, Ihnen zeigen. Dieser dumme Kerl kennt Ihnen nämlich noch nicht. Ich erwarte sofort Nachricht. Am liebsten durch Tehlegraf." An einen von den schönen Männern des Films schreibt eine brave Bürgerstochter: „Sie müssen es fühlen, wie ich Sie liebe und meine Liebe erwidern . . . Sie könnten ja trotzdem Ihrem Künstlerberuf nachgehen. Wir kaufen eine Villa und nach Ihrer mühseligen Künstlerarbeit machen wir es uns da gemütlich . . ."
Ist das nicht nett? Man könnte ad infinitum solche Briefe folgen lassen. Denn der Filmstar bekommt täglich zwischen 20 — 100. Und nach der anstrengenden Ta^esarbeit diktiert er dann noch bis in die Nachtstunden die Antworten. Sind doch diese Briefe die sichtbare Wirkung des Künstlers auf die Massen; Zeichen des Ruhms, der Popularität.
Und wer von den Künstlern möchte das nicht erreichen und behalten?
S. Orlando.
Ossi am Scheidewege .Was soll ich nur antworten?" denkt Ossi Oswalda