UFA Magazin (Jan-Jun 1927)

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BRIEFE IM FILM Sch reiben Sie gern Briefe? Sicherlich nicht. Bekommen Sie gern Briefe? Wenn sie angenehm sind, gewiß. Leider sind die meisten Briefe, die man erhält, unangenehm, und darum könnte die Menschheit sich dasBriefschreiben langsam abgewöhnen. Seit der Erfindung der Zeitung, des Telephons, desTelegraphenapparates hat der Brief sowieso viel von seinem Nimbus verloren und ist meist nur der Beweis einer unsachlichen und unzeitgemäßen Sentimentalität. Geschäftsbriefe müssen zwar geschrieben werden. Daran läßt sich nichts ändern. Daß sie meist in einem fürchterlichen Stil verfaßt sind und viel zu viel überflüssige Redensarten enthalten, ist eine ehrwürdige Tradition, an deren Heiligkeit zu rühren als Verbrechen gilt. Doch wozu Privatbriefe? Finden Sie nicht auch, daß man Privatbriefe nur dann abschicken sollte, wenn es unbedingt notwendig ist? Sie treffen ja doch immer zur verkehrten Stunde ein und finden den Empfänger in einer Stimmung vor, die der Stimmung gerade entgegengesetzt ist, die für den Brief erforderlich ist. Und sie belasten den Empfänger mit der Verpflichtung zu antworten, einer Verpflichtung, die unangenehmer und drückender ist, als man sich einzugestehen wagt. Leute, die berufsmäßig viel zu schreiben haben, sind froh, wenn sie außerberuflich nichts mit Schreiben zu tun haben und betrachten Briefe daher als boshafte Kobolde und Ruhestörer; die Leute dagegen, jdie wenig schreiben, kommen so aus der Übung, daß die Abfassung eines Briefes für sie eine harte und ungewohnte Arbeit darstellt. Es gibt einige lächerliche Menschen, die mit Genuß Briefe schreiben. Zu dieser Kategorie zählen Verliebte. Der alte weise Shakespeare stellt aber bereits Verliebte und Verrückte auf eine Stufe, und daher kann die Neigung von Verliebten für das Briefschreiben für uns nicht maßgebend sein. Jedoch — was täte der Film, wenn es keine Briefe gäbe? Er wäre verraten und verkauft. Wieviele dramatische Situationen wären im Film unmöglich, wenn der Brief nicht im entscheidenden Moment als Retter in der Not erschiene. Im Film bekommt man keine nebensächlichen und belanglosen Briefe. Jedes Schreiben, das auf der Leinwand geöffnet wird, ist schicksalhaft, audi wenn es sich nur um eine Einladung oder um ein paar bestätigende Zeilen handelt. Der Brief, den das Kinopublikum zu lesen bekommt, beeinflußt die Handlung auf jeden Fall in tragischer oder ergötzlicher Weise, und je mehr Briefe der Film aufweist, desto mehrKonflikte gestalten sich selbstverständlich. Sagen Sie nichts gegen den Filmbrief! Wie sollte die Ehefrau denn jemals erfahren, daß sie von ihrem geliebten Gatten betrogen wird, wenn er nicht den schriftlichen Beweis nachlässigerweise in seinem Mantel stecken ließe. Ein kleiner Vorwurf darf den Filmhelden und -heldinnen nicht erspart werden. Sie gehen mit ihren Briefen derart leichtsinnig um, daß gelegentlich eine ernsthafte Verwarnung am Platze wäre. Und Der Dienstbrief Wer hat dir diese Briefe geschrieben ?