UFA Magazin (Jan-Jun 1927)

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Der Film als Schrittmach er Von Martha von ZoleltiU Die Natur allein hat sich allen Erfindungen zum Trotz noch nicht aus ihrem gewohnten Tempo bringen lassen. Ihr Wachsen, Blühen und Reifen geschieht geruhig im Jahresturnus, aber die Landwirtschaft wie die Industrie sind schon vom Motor beflügelt worden. Der Eilzug hat die Wegentfernung mit seinen rollenden Rädern reduziert — vom Luftfahrzeug ganz zu schweigen — , und nun ist der Film gekommen und hat sich selbst unserem intimen Lebenstempo als Schrittmacher vorgelegt. Wie mechanische Musikinstrumente ohne Rücksicht auf die Aufnahmegeschwindigkeit das ihnen einverleibte Stück im rasendsten Zeitmaß herunterorgeln können und dem Nichtmusikalischen Hast für Temperament vorgaukeln, also läßt auch der Film unabhängig von den langsamen Bewegungen der Aufnahme seine Geschehnisse wild rasen — und damit hat er Rekorde aufgestellt, die der lebende Mensch für leistensmöglich, ja für leistenswürdig hält. Ich lasse den Zeitraffer ganz beiseite, der durch Ausschaltung unnötiger Zwischenbewegungen Lebensäußerungen stenographisch zusammenschiebt. Ich rede nur vom gewöhnlichen Wald und Wiesenfilm. Es ist kein Zufall, daß das Auto zu den Grundbestandteilen filmischen Ausdrucksvermögens gehört. Es ist nicht nur Fortbewegungsmittel, sondern überhaupt der Ausdruck des Begriffes, daß irgend jemand tüle hat, genau so, wie an der Blume riechen „süßes Gedenken" oder an einem Schreibtisch sitzen „großer Kaufherr" bedeutet. Führt der Kaufherr eine Feder über einen Bogen, so heißt das „vielbeschäftigt". Reißt er oder ein anderer — hastig den Hörer von der Telephongabel, so haben wir wieder die „Eile", die eines der Elemente jeden Films bildet. Und diese Eile überträgt sich auf den Zuschauer. In einem Film sah ich eine Aufnahme des Wannseebahnhofs mit ausströmenden Menschen. Der Text besagt, daß alle diese Leutchen zu spät kommen. Sie sind in dem schon an und für sich raschen Schritt des an seine Berufsarbeit gehenden — pardon, rennenden Berliners aufgenommen, aber der Operateur tut ein übriges: die Beine quirlen nur so, das Bild gibt vortrefflich die Atemlosigkeit, die beabsichtigt war, wieder. Als ich am nächsten Tage aus dem Wannseebahnhof kam, suchte ich mein Tempo zu verdoppeln — ich hatte ja gesehen, daß es ging, nämlich auf dem Film. Hier können die Gedanken dicht beieinander wohnen, während sich hingegen im Räume die Menschen stoßen, wenn man Filmtempo anschlägt. Ja, ich behaupte, seit man immer wieder den Bonvivant auf der Leinewand eine Gans in zehn Bissen vertilgen sieht, ist das Essen in den Mitfagsrestauranf s noch hastiger geworden. Wir sehen aber auch Bilder der Arbeit, die sich ebenfalls mitWindstärke 11 abwickelt. Vielleicht könnte man solche Aufnahmen als Schrittmacher in unsere Betriebe hängen, um die lebenden Vorarbeiter amerikanischen Stils zu ersetzen, die eine mörderische Pace anschlagen, an die sich der Neuling gewöhnen muß, ob er will oder nicht. Wenn Paulig eine Kundin bedient, Buster Keaton eine Sache erledigt oder einer der sirupsüßen Stars sich aus einem Bettlerkind in eine elegante Gräfin verwandelt, dann fliegen alle Gegenstände nur so aus und an. Unwillkürlich überträgt der Zuschauer seine Ansprüche nach Kinoschluß auf die reale Welt. Der Chauffeur, der Kellner, die Stenotypistin sollen sich „ein Beispiel nehmen". Die Welt dreht sich schneller, so scheint's, mit dem Film als Schrittiruche.'. DAS WELTKURBAD WIESBADEN — Deutschlands gröfetes Heilbad — Hervorragende Veranstaltungen im Kurhaus und den Staatstheatern. Weltberühmte Kochsalzthermen 65,7o C. Heilt Gicht und Hheuma, Nervenkrankheiten, Stoffwechselleiden. Erkrankung der Atmui gs und Verdauungsorgane. Einreise unbehindert mit amtlichem Personalausweis mit Lichtbild oder Reisep.-iß / Brunnenund Pastillenversand / Gute Unterkunft bei äußerst m&fjlgen Preisen / Hotelverzeichnisse (8000 Betten) durch das Städtische Verkehrsbüro und die Reisebüros.