Universal Filmlexikon (1932)

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HON. ANTHONY ASQUITH: DIE TECHNIK DES TONFILMS Wenn man die Tonfilme mit der Sprechbühne vergleieht. ist es Zeit, daß die Menschen erkennen. daß die beiden Zweijie des künstlerischen Ausdruckes auf <iänzlich verschiedenen Prinzipien aufgebaut sind. Die Muse des Tonfilms ist nicht die Muse der Bühne. Der Tonfilm ist eine natürliche Entwicklung des stummen Films und nicht, wie uns manche glauben machen wollen, einen Schritt vorwärts in der Bühnenproduktion. enn man versucht, einen Tonfilm als eine gehobene Darstellung eines Bühnenwerkes mit ausgearbeiteten Inszenierungen und größerem \V irkungsspielraum zu machen, ist man in Gefahr, die Werte der Theater-Bühne zu verlieren, ohne die Vorteile des Tonfilmes zu erhalten. Um nur ein Beispiel zu geben: die Technik des Bühnendialoges ist eine ganz andere als die Technik, die ein Tonfilmdialog verlangt. Die Kunst, einen guten Tonfilm zu machen, ist, die Sprach und Tonwirkungen mit den allgemeinen irkungen des stummen Films auf solche \^ eise zu verbinden, daß das eine für das andere unerläßlich ist. Sogar wenn ein Dialog in einem Tonfilm gebraucht wird, ist das etwas ganz anderes als eine bloße photographische und Tonwiedergabe einer Szene eines Bühnenspiels. ir können eine Tonwiedergabe haben, die dem Bühnenspiel oberflächlich ähnelt, z. B. wie sich zwei Leute in einem Räume zanken. In dem Bühnenspiel sehen wir erst den Raum und die Leute und hören die Sprache und den Zank. In dem Tonfilm könnten wir die Kamera auf eine \^ eise aufstellen, daß wir genau dieselbe ^ irkung erzielen — aber es ist auch die Möglichkeit vorhanden, die Kamera frei herumstreifen zu lassen und die Szene von verschiedenen ^ inkeln zu filmen — hier und da ein naher Anblick von einem wichtigen Gegenstand im Raum — von den Gesichtern der Sprecher — . indem wir sie in eine Art rhythmischer Beziehung zu der Wut des Streites bringen und so aus der Szene herausholen, was wir einen Augen sowie Ohren-„Schwung" nennen könnten. In der Praxis wird dieses durch das getan, was wir technisch gesprochen unter "cutting" verstehen. \^ as das Liebesmotiv in modernen Filmen anbetrifft, so ist dieses nicht wirklich erforderlich für einen erstklassigen Tonfilm, obgleich es tatsächlich in den meisten der guten Filme gefunden wird. Es ist schade, daß so viele Filme heutzutage das Sentiment zu nachdrücklich betonen. Einige der amerikanischen Produzenten sind die ärgsten Sünder, aber sie beginnen sich zu bessern. Das Liebesthema, wenn es angemessen behandelt wird, ist als eine gesunde Basis für die meisten beliebten Filme befunden worden. Sein allgemeiner Reiz, den es für alle Klassen und für alle Typen hat, macht es fast zu einem unvermeidlichen Bestandteil, wenn die Einnahmen der Kasse nicht den Kinobesitzer enttäuschen sollen. Es gibt Ausnahmen "Journey's End" (Die andere Seite) und wenige andere — aber sie sind für die Bühne geschrieben, bevor sie zum Film umgearbeitet wurden, und sie finden ihren Weg in €lie Ateliers in der Regel erst, nachdem ihr Erfolg auf dem Theater gesichert ist. Das Sentiment, humoristisch behandelt, ist die Basis einiger der besten Filme der letzten Jahre gewesen, besonders bei den englischen Regisseuren. Eine gute, sentimentale Komödie über das Leben des Mittelstandes ist schwer zu übertreffen. Ich glaube nicht viel an die großen Namen. Ich denke, die Tage des großen „Stars" gehen zu Ende. Bei der großen Mehrheit der Fälle sind „Stars" die Folge eines unbegrenzten Aufwandes an Publizität durch amerikanische Filmmagnaten. Elstree kann sich in dieser Hinsicht mit Hollywood nicht messen. Es hat die Hilfsquellen nicht zu seinen Diensten, aber es scheint ganz gut vorwärtszukommen auch ohne all diese schreiende Reklame. Obgleich Reklame einen „Star" machen wird, ist sie keine Garantie für fortgesetzte öffentliche Gunst. Der Star muß nach dem ihm geschaffenen Rufe leben, oder aber ein Abgleiten ist unvermeidlich. Nach wenigen Jahren empfinden die meisten „Stars" diese Aufgabe als eine zu heftige Anstrengung. Sie heiraten Direktoren oder Makler und sind bald vergessen. „Sic transit gloria!'' Alle Regisseure haben ihre Träume. Ich bin keine Ausnahme. Einer der Gegenstände meines Ehrgeizes ist, einen Film zu drehen, der Covent Garden als Hintergrund hat. Seine Möglichkeiten sind ungeheuer. Das Opernhaus hat eine Einrichtung, die über die ganze Welt bekannt ist und die mit ihren Wurzeln fest in den literarischen und künstlerischen Boden Englands eingebettet ist, eine nationale Einrichtung, die mit rührendem Drama gesättigt ist und einen unbegrenzten Spielraum für Filmarbeit bietet. Eng verbunden mit ihr ist der berühmte Marktplatz mit seiner Fülle von verschiedenartigen Menschen und Bewegungen, seinem bunten Gemisch von Typen, seinem Cockney, Händlern und wohlhabenden Käufern, seinen Blumenmädchen und schönen Kundinnen von Mayfair, wie sie sich einander mit den Schultern stoßen, und gerade gegenüber Polizeiwache und Gericht 3 33