Universal Filmlexikon (1933)

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Mitteilung; zwischen Star und Presse sind indessen, wenn sie wirklich erfolfireich sein soll, natürlich Grenzen gesetzt, Grenzen, die durch die journalistische .Moral hedin'it sind. So ist die erste Voraussetzunfi für den. der sich puhlizistisch für einen Star oder für einen kommenden Star einsetzen soll, ein {rewisses Verantwortlichkeitsfiefühl. und zwar nicht nur gegenüber dem Publikum, sondern auch gegenüber dem, der als Star vor das Publikum treten soll. Wenn nicht ausgesprochene Talenlansätze vorhanden sind und man wirklich ein großes künstlerisches Prognostikon stellen kann, so darf der gewissenhafte Publizist oder Propagandist an eine solche Aufgabe überhaupt nicht herangehen. Genau so wenig wie man einer schlechten are auf die Dauer selbst durch gesteigerte Reklame einen Markt schaffen kann, ebensowenig kann man einen Star nur publizistisch oder propagandistisch in die Welt setzen. Selbstverständlich gibt es die verschiedensten Wege, immer wieder die Grundlage vorausgesetzt, die zum Ziele führen. Es wird vor allem darauf ankommen, das ureigenste Wesen des Stars besonders zu erfassen und daraufhin die Propaganda einzustellen. Irgendwie etwas besonders Individuelles, was sich von dem Landläufigen unterscheidet, ist als propagandistische Basis anzusehen. Es kann sich dabei um allgemeinen Scharm handeln, eine liebenswürdige, geistige, überlegene Art, die immer wieder durch entsprechende Mimik Ausdruck findet, der W ohllaut der Stimme, die besonders graziöse Art, sich zu bewegen, ein natürlichmondänes Wesen, auch die vornehme Art, sich auf der Bühne z. B. in Gesellschaftsstücken zu kleiden, alles das sind Dinge, die, gelegentlich unterstrichen, von der Presse sehr gern gedruckt werden. Es ist eine beliebte Sitte, einen Künstler sich selbst publizistisch äußern zu lassen. Selbstverständlich muß dem Künstler, dem Star, dabei eine gewisse publizistische HiKsstellung gegeben werden. Die Presse muß jedoch die Gewißheit haben, daß die Gedanken dem Hirn des Künstlers entsprungen sind und daß es sich bei diesen von Künstlern gezeichneten Artikeln bloß um eine publizistische Formulierung handelt. Es wäre unverantwortlich, wenn ein Publizist sich dazu hergeben würde, den Künstler zum literarischen Talent oder gar Phänomen zu stempeln, wenn dafür jegliche Voraussetzung fehlt. Vom Publikum werden selbstverständlich solche Artikel, die den Namen eines Stars tragen, gern gelesen, namentlich wenn ihm eine gewisse, naive Ursprünglichkeit anhaftet. Wer viel mit großen Künstlern zu tun hatte, der weiß, daß allen bei aller Erfahrung und Lebensklugheit doch etwas vom großen, von den Häßlichkeiten des Daseins unbeschwerten Kinde anhaftet, und wenn dieses große Kind (im guten Sinn des Wortes) sich ebenso unbekümmert äußert, daiui ist das Publikum entzückt. Der Berufspublizist, der sich der Talentfördcrung verschrieben hat, wird selbstverständlich dem Zeilungsmann gern Gelegenheit geben, selbst mit dem Künstler in Berührung zu treten. Er wird ihm Gelegenheit zu Interviews bieten. In vielen Fällen wird man «len Künstler mit dem Journalisten allein lassen können, manchmal aber auch kann es notwendig sein, daß der Propagandist bei dem Interview gleichsam Pate steht oder, anders ausgedrückt, daß er dem Interview eine gewisse Richtung gibt. Nehmen wir an, es handelt sich um einen Film, dem irgendwie eine politische oder sonstwie geartete Tendenz innewohnt, dann wird es natürlich gut sein, wenn dem Künstler, der anfängt von seiner Kunst zu sprechen, gewisse Reserven auferlegt werden, denn in seiner künstlerischen Begeisterung übersieht er die Möglichkeit der falschen Deutung seiner Worte, und dann kann man sich vorstellen, daß es z. B. Filmstoffe gibt, die künstlerisch außerordentliche Möglichkeiten bieten, aber Gefahr laufen, vom großen Publikum als tendenziös angesehen zu werden. Den Schöpfern des Films ist es darum zu tun, ein großes menschliches Schicksal zu gestalten, während vielleicht Berufskreise glauben, der Held des Films, an dem sich das Schicksal vollzieht, sei dazu da, um ihrem Beruf oder Standesinteresse irgendwie zu nahe zu treten. Man muß sich doch klarmachen, daß ein großer Film, der vielleicht eine Million Mark kostet, es einfach nicht tragen kann, daß weite Berufskreise in dem Kunstwerk selbst bei anerkanntem Niveau eine Tendenz wittern, denn der Besuch würde dadurch leiden, das Theatergeschäft würde möglicherweise stark zurückgehen, und die Rentabilität des Films, wenn nicht gar das investierte Kapital, wären gefährdet. Wenn man sich nun noch überlegt, daß durch eine unvorsichtige, publizistische Aeußerung, einerlei woher sie kommt, auch der Künstler, der die fragliche Rolle zu schaffen hat, in seiner Popularität eine wesentliche Einbuße erleiden kann, dann ist der große Komplex aufgezeigt, den das Verantwortungsgefühl des propagierenden Publizisten darstellt. Schließlich muß doch eines gesagt werden. Der Journalist, der sich als Pressechef für einen faktischen oder einen werdenden Star oder auch für ein großes Kunstwerk einsetzt, muß im Verhältnis zur Presse in vielen Fällen der notorisch gebende Teil sein. Er muß der Presse Anregungen geben, die allein von ihm ausgehen können, weil er im Wesen des Stars und des Kunstwerkes lebt, das er zu vertreten hat. Er ist in der Durchführung seiner besonderen Aufgabe ein Spezialist, dem Tatsachen und Beobachtungen zur Verfügung stehen, wie keinem anderen, und wenn er das alles richtig gestaltet an die Presse, die ja im gewissen Sinne darauf wartet, weitergibt, so bewegt er sich in XV